Papier habe ich seit eh und je geliebt, angefangen beim federleichten Seidenpapier bis hin zum gewichtigen Reispapier, und Packpapier, sowie bedruckte und beschriebene Seiten, und meterlange beschriftete und bemalte Papierstreifen. Dann habe ich angefangen, mir meine Bogen Papier selbst zu machen: Im Laboratorium „Il Navile“ begegnete ich zum ersten Mal dem Zellstoff und den Sieben, und den Wannen voll wunderbarem, weißen Baumwollbrei. Dort fing ich an, meine Bogen herzustellen und Worte, farbiges Papier, Schnüre und Bänder darin zu integrieren. Ich schnitt durch meine Bogen, durchbrach sie, und aus Durchbrüchen und Schnitten quollen Fragmente und anderes Papier wie Wortschwälle. Diese Bogen, wie Kleidungsstücke aufgehängt, formieren kleine und große Bücher.
Ich habe mit der Arbeit, die sich auf die Stadtmauern von Bergamo bezieht, begonnen, nachdem ich einige Zeichnungen aus dem 16. Jahrhundert gesehen hatte von Entwürfen des Mauergürtels, von Venedig gewollt zur Verteidigung der Stadt. Ich habe die Stadtmauer jedoch weder aus architektonischer noch aus landschaftlicher Sicht darstellen wollen, oder unter dem Gesichtspunkt der Verteidigungstechnik, sondern habe mich einzig und allein mit den einzelnen Mauersteinen beschäftigt. Zum Bau der Mauern wurden Wohnhäuser abgerissen, und Kirchen, und Klöster, und Handwerksbetriebe.
Die Wiederverwertung des daraus gewonnenen Materials hat zum Bau dieser Wehrmauern beigetragen. Ich wollte mich damit auseinandersetzen, was diese Steine erzählen und bezeugen. Dazu gehört ihre Mineralbeschaffenheit und wie sie sich, rechtwinklig behauen, aneinander fügen, unterschiedlich kombiniert in den Farben variieren, raue und weiche Flächen sowie Korrosion aufweisen und Einschlüsse enthalten, Spuren, die Menschen in vergangenen Jahrhunderten hinterlassen haben.
Eine Geschichte, die von korrodierten, bemoosten Steinen handelt, hier von Sonne beschienen, dort nass glänzend. Eine von Venezianern geträumte Geschichte, die die Silhouette der Stadt und der Landschaft verändert hat. Eine Stadt umgeben von Hügeln und die von hohen Mauern umzäunt wurde
Alle Bogen Papier, die auf dem Bildwerk zusammenwirken, sind aus Baumwolle und wurden von mir selbst gefertigt, vermengt, zerrissen, übereinander gelegt und verarbeitet, um eine steinähnliche Struktur zu suggerieren, gezeichnet und gemalt, und ich habe in das Papier Samenkörner, Eisen, Wurzeln und Ablagerungen eingebracht, denen ähnlich, die Zeit auf den Stadtmauern hinterlassen hat.
Das Bildwerk besteht aus fünf Paneelen und misst 2,50 x m2,60 Meter.