Künstlerbücher

Tischgedichte

Das Papier, angeregt durch die Haikus, wurde handgemacht, um Meeresschaum, Schmetterlingsflügel, und den vom Mondlicht erhellten Himmel zu suggerieren. Jedes Papier steht als Blume auf dem Tisch, Blumen, die sich auf ihren verworrenen Stängeln, je nach Laune, drehen und wenden lassen, Wahrnehmungen und Empfindungen, festgehalten nach dem Lesen poetischer Beschwörungen, die auf den Zauber der Natur hinweisen.

Yosa Buson Yosa Buson

Yosa Buson

FROSTIGE MEILEN

AUF DEM SEE

DER MOND GEHÖRT MIR ALLEIN

Kito KitoKito

Kito

MEERESALGE

ZWISCHEN STEINEN

VERGESSENE GEZEITEN

Shiki ShikiShiki

Shiki

EIN SCHMETTERLING

WOGT IM WIND

HIERHIN UND DORTHIN

Totem

Sakrale Synästhesie

Formen, die Tempeln nachempfunden sind, mit Symbolen an deren Seitenwände, die den Sprachen Pali und Jainisti entstammen. Die Elemente ganz oben an der Spitze erinnern an astronomische Instrumente. Vier aufgeschlagene Bücher aus Hanji-Papier, an vier Seitenwänden, beschreiben und illustrieren Landschaften aus Korea und Fragmente, die dem koreanischen Buch Jikji entnommen wurden.

Ein Reiselesepult

Zwei kleine Bücher auf einem augenfälligen Lesepult aus Holz. Eins der Bücher, dargestellt als Gebetbuch, enthält Gedichte von Emily Dickinson und Amy Lowell statt Gebete, und zeigt statt Heiligenbilder nur Himmel und Meer und Farben. Kleine Lesezeichen aus Kupfer mit Grünspan erleichtern das Aufschlagen bestimmter Seiten und laden zum Lesen ein. Das andere Buch erzählt von Stempeln und Symbolen. Birmanisches Papier weckt beim Beobachter den Anschein von Magie scheinbarer Seiten. Das fächerartig geöffnete Buch ist Barriere und Hintergrund zugleich. Das plan hergerichtete Lesepult aus Holz, durch Furchen gezeichnet, verweist symbolisch auf Instrumente der Buchbinder, wie Papiermesser, Tintenfässer, Gewichte und Locheisen, Utensilien zum Durchstechen von festem Papier oder Leder… Nadel und Faden umschließen die Bücher und sichern ihnen Zusammenhalt.

Das rote Lesepult

Das rote Lesepult Das rote LesepultDas rote LesepultDas rote Lesepult DIESES WERK VEREINIGT ZWEI ASPEKTE DES LESENS: EIN LESEPULT-SCHREIBTISCH AUS ULMENHOLZ UND VIER SCHRÄG GESTELLTE TAFELN AUS DURCHSICHTIGEM MATERIAL.
DIE FORM AUS HOLZ DIENT EINERSEITS ALS ABLAGE UND IST ANDRERSEITS DER AUSGANGSPUNKT FÜR UNBESCHRIEBENES, HERVORQUELLENDES PAPIER, DAS SICH UM DIE DURCHSICHTIGEN TAFELN SCHLÄNGELT. AUF DEM LESEPULT BEFINDEN SICH HANDGEMACHTE PAPIERBOGEN MIT TEXTEN, DIE HERVORTRETEN, SICH VERBERGEN, AUFTAUCHEN, DENN DIE TEXTE SIND BEIDSEITIG SICHTBAR. GEDANKEN, ZEICHEN, WORTE FOLGEN AUFEINANDER UND HÄUFEN SICH ZUSAMMEN MIT DEM PAPIER. ALS RICHTLINIEN HABE ICHVIER HAIKU-GEDICHTE GEWÄHLT, (FÜR JEDE TAFEL EINS), DIE VON DEM JAPANISCHEN DICHTER BUSHO STAMMEN (1643-1694).

DIESE WAHL HAT MIR GEHOLFEN, DEN TEXT VERMITTELS FARBE ZU VERTIEFEN: UNTERSCHIEDLICHE SCHATTIERUNGEN VON ROT DEUTEN DIE WECHSELNDEN ASPEKTE DES ABEND-UND NACHTHIMMELS AN. IN JAPANISCHEN UND CHINESISCHEN GEDICHTEN WIRD VOR ALLEM VORDERGRÜNDIG DER MOND IM HERBST BESCHRIEBEN, DER AUCH IN MEINEM FALL PROTAGONIST DER VIER HAIKUS IST. HIER WIRD ER ANGEDEUTET DURCH HELLE SPUREN, DA LEUCHTET ER AUF UND DORT VERGEHT ER WIEDER. AUF EINER FLÄCHE, DIE EINEN SCHREIBTISCH MIT LESEPULT SUGGERIERT, LIEGEN SCHREIBUTENSILIEN, DIE AUF DIE TRADITIONELLE VERWENDUNG VON PUNZE UND REIBSTEIN FÜR KALLIGRAFIE VERWEISEN. DIE EISERNEN QUADER ERINNERN AN FORMEN VON PAPIERBESCHWERERN UND BUCHSTABENMARKIERUNGEN UND WIDERSETZEN SICH AUFGRUND IHRES GEWICHTS DER LEICHTIGKEIT VON ALLEM GESCHRIEBENEN.

VIER BÖGEN PAPIER.DER IM BILD INTEGRIERTE TEXT DIENT ZUR VERBINDUNG UND ALS SCHARNIER FÜR BEIDE TEILE, DIE JEWEILS EIN BLATT FORMIEREN. DAS PAPIER IST VON HAND GEMACHT; DABEI WURDEN PAPIERBÖGEN KONTINUIERLICH ÜBEREINANDER GESCHICHTET, UNTERSCHIEDLICHEN GEFÜHLSREGUNGEN ÄHNLICH, WIE LYRIK SIE ERWECKEN KANN. DER BEHÄLTER IST SCHACHTEL UND NISCHE ZUGLEICH UND SYMBOLISIERT AM SCHACHTELBODEN EINE MULDE, DIE SPUREN ALTER ZEITEN TRÄGT. PLATTEN, STELEN, FELSEN. DIE MULDE WIEDERHOLT SICH IN DER UNTERLAGE AUS GLÄNZENDEM MESSUNG, DIE DEN NAMEN DER DICHTERIN TAO YUN AUFNIMMT.

Tao Yun
Climbing a Mountain

Tao YunTao Yun

High rises the Eastern Peak

Soaring up to the blue sky.

Among the rocks — an empty hollow,

Secret, still, mysterious!

Uncarved and unhewn.

Screened by nature with a roof of clouds.

Times and Seasons, what things are you

Bringing to my life ceaseless change?

I will lodge forever in this hollow

Where Springs and Autumns unheeded pass.

Tao YunTao Yun

Vertikale Bücher

VERTIKALE BÜCHER VERTIKALE BÜCHER VERTIKALE BÜCHER ORA QUESTI LIBRI HANNO DECISO DI ALZARSI DA CONTENITORI E LEGGII DI LEGNO E METALLO.

SONO OGGETTI-SCULTURE COMPLESSI CHE RIMANDANO OLTRE IL DATO DELLA LETTURA, SONO “OGGETTI LIBRO” COME FETICCI O SACRARI.NARRARE CON TRACCE PERTINENTI AL SEGNO E ALLA CALLIGRAFIA, ESERCIZI DI STRUTTURA E DI DESCRIZIONE PER UN LINGUAGGIO DELLE COSE, PRESAGI DI UN MONDO IL CUI PASSATO POTREBBE SVANIRE NELLA FUGACITÀ DI UNA COMUNICAZIONE SENZA CARTA E SENZA INCHIOSTRO.

Ein impressionistisches Gartenbild
einem Gedicht von Amy Lowell entnommen

Eine Form aus Holz enthält 10 Bogen handgemachten Papiers, bemalt und beschrieben. Der Text ist ein Gedicht von Amy Lowell, und erklärt einem hypothetischen Maler, wie ein Garten impressionistisch darzustellen ist. Die Bogen begleiten den Text in seinem Fortgang und können beiseitegelegt werden, um das Weiterlesen zu erleichtern. Am Ende des Textes ist der Garten vollendet. Farben und Blumen haben darin botanisch wie malerisch ihren Platz gefunden.

Schreibübungen

Eine transponierte Form, Lesepult-Buch, mit Druckbuchstaben und Bändern aus unterschiedlichen Materialien und einem Zylinder zum Aufwickeln.
Ein Gegenstand mit Elementen aus unterschiedlichen, handgemachten Sorten Papiers: tibetisch, hanji, baumwollen.
Eine Einladung zum Schreiben und Lesen.

Gedichte Zen

Horizontale Bücher

Papier war schon immer meine Leidenschaft, angefangen beim federleichten Seidenpapier bis hin zu gewichtigem Reispapier, Packpapier, Tapeten, Papyrus- Papier, auch bereits benutztes Papier, einschließlich Papier zum Einwickeln von Lebensmitteln. Ich habe Papiersorten schichtweise miteinander verklebt und verpresst, habe Papier eingefärbt, zerknüllt, zerrissen, in Streifen geschnitten und draußen im Garten liegen lassen , solange bis es so „zugerichtet“ war, wie ich es mir wünschte.

Ich habe daraus Nester geformt und wortreiche Bogen gebildet, meterlange Streifen beschrieben und bemalt, und dann habe ich damit begonnen, selbst Papier herzustellen. Im Labor „Il Navile“ begegnete ich zum ersten Mal dem Zellstoff und den Sieben, und Wannen voll von wunderbarem Brei, in den ich mit Wonne Hände und Arme bis zu den Ellenbogen eintauchte.

Dort fing ich an, meine Papierbögen selbst herzustellen und vorbereitete Worte, farbiges Papier, Schnüre und Bänder zu integrieren Ich durchschnitt meine Bögen, durchbrach sie, und aus Durchbrüchen und Schnitten quollen Fragmente und anderes Papier wie ein Wortschwall. Diese Bogen, wie Kleidungsstücke aufgehängt, formieren kleine und große Lesebücher vermittels Worten, Farben und des erstaunlichen Materials, das, wenn du es so willst, Falten wirft, Blasen schlägt, sich wölbt und wiederum auch anderes Material hervorquellen lässt.

Diese Bücher haben beschlossen, sich aus Behältnissen zu befreien und von Lesepulten aus Holz oder Metall abzuheben. Es sind komplex thematische Skulpturen die über die Lektüre hinausgehen und als Buchgegenstand zu verstehen sind wie Fetische oder Schreine.

Reisenotizen - Indien
2013 - 2014

Es ist ein Reisebuch, in dem Schrift und Malerei auf allen Seiten miteinander verfließen, Meditationen, bei denen Stift und Pinsel den Denkprozess unterstützen. Ich suchte die Transparenz leuchtender Gewebe, ausgefallene, kunstvolle Stickereien, die Unbeständigkeit des bewölkten Himmels, den feurigen Sonnenuntergang, das Dunkel der Tempel, den Glanz der Gottheiten, Blicke, Licht und Schatten, indische Frauen.

Himmel und Sari - Tagore
2013 - 2014

Der Himmel Indiens und die Sari indischer Frauen prägen ein langes Buch, das sich wie Stoff zusammenlegen lässt.
Empfindungen und chromatische Eindrücke folgen im schnellen Wechsel aufeinander, Dunkelheit und Lumineszenz, eine Farblandschaft des Orients untermalt von Tagores Gedichten, die vom Himmel und von indischen Frauen handeln.

Fragments

Gedichte von Amy Lowell und Emily Dickinson wechseln sich auf Buchseiten ab, wo schwarzer Hintergrund und Pergament der Untergrund für Gemaltes sind.

Der Sonnengesang

Ich habe diesen Gesang als Buch aus handgefertigtem Papier interpretiert, Papier, abgenutzt von der Zeit, gezeichnet von Falten, Rissen und Randbemerkungen. Ich habe dem Zellulosebrei andere Materialien beigegeben wie Blätter aus Kupfer, vorbehandeltes Papier und unterschiedliche Metalle. Die Strophen habe ich in die Farben aufgeteilt, die die vier Elemente symbolisieren: Luft, Wasser, Erde, Feuer. Die goldene Farbe ist dem Schöpfer und allen seinen Besonderheiten zugedacht. Die Seiten enthalten Siegel, Lesezeichen, und Rahmen, auf denen göttliche Adjektive verwebt sind und Strophen die den Tod einbeziehen. Der Buchrücken ist von weißer Stofflichkeit und wurde unterschiedlichen Behandlungen unterzogen, Symbol eines Baumstammes, der lange Streifen von Wortfragmenten als Verästelungen aufnimmt, die von dem Blatt, das über dem Buch liegt, hinunterhängen, und helfen die Reime im Text zu komponieren.

Rosi

Rosi Rosi Rosi Rosi Rosi Rosi Jahre hindurch rezitierte sie für mich Ausschnitte aus Gedichten, die sie vor langer Zeit geschrieben hatte, Bruchstücke, die fragmentarisch aus ihrem Gedächtnis auftauchten,  

vergessene Aufzeichnungen. Auf mein Drängen hin, hat sie dann einige Jahre vor ihrem Tod das aufgeschrieben, woran sie sich erinnerte. Und eines Tages habe ich ihr etwas von mir zu lesen gegeben und das war das erste Mal, dass sie las, was ich zu sagen hatte. Ein paar Tage danach gab sie mir ein Gedicht, das sie mir gewidmet hatte.

Darauf begann eine kurze, sehr intensive Zeit stetigen Gedichtswechsels, so lebhaft, dass das, was wir beide geschrieben hatten, eine jede auf ihre Art, übereinstimmende Gefühle und Vorstellungen auswies. Beispiel hierfür ist das, was wir, fast selben Datums, über die Amseln geschrieben haben.

So wie diese Phase unseres Miteinanders begann, hörte sie auch auf. Ich habe weiter geschrieben, ihr gelang es nicht mehr, sie war fast neunzig. Die letzten Gedichte zeigen eine zittrige Schrift, sie gestand mir, daβ sie sie mehrmals hatte abschreiben müssen, aber jetzt war es vorbei mit ihrer schönen Schrift trotz aller Bemühungen, diese wieder ins Leben zu rufen. Das enttäuschte und erschreckte sie. Unser Miteinander war nicht immer so. In meiner Jugend und noch lange danach, stritten wir uns kontinuierlich. Aber dann hat sich etwas verändert, gemeinsam haben wir eine neues Gefühl für einander entwickelt, das sich zu einer starken Pflanze ausgewachsen hat. Sie hat aufgehört, mein Leben lenken zu wollen, hat die Verantwortung an mich abgegeben und ich habe ihre Hand in die meine genommen.

Es war nicht immer leicht, wir waren beide unabhängige Charakteren.

Mit den Jahren hat sie mir zugestanden sie langsam bis an die Lebensgrenze zu geleiten. Sie hat sich mir anvertraut.

Ich habe sie fest im Arm gehalten und habe sie hoffentlich so geführt, daβ sie sich nicht fürchtete.

Luisa Balicco

Bindungen - Legami Lega Me

Das war mein erstes Buch. Darin habe ich die wenigen Gedichte meiner Mutter gesammelt, Bilder kreiert, die den Text begleiten sollten, Gouachen mit Goldtupfen. Dunkles Kadmiumrot ist Leitfaden für Bilder und Texte.

Der Einband eines jeden Buches ist anders, der Titel darauf ist handgeschrieben und ich habe ein rotes Zeichen hinzugefügt.

Jedes Buch ist ein Unikat.

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